KLIBB
Das Vorhaben "Auswirkungen des Klimawandels auf Biotope in Baden-Württemberg" (Laufzeit Oktober 2006 bis Februar 2009) fokussiert auf die Folgen des Klimawandels für Standorteigenschaften und Vegetation unterschiedlicher Biotoptypen Baden-Württembergs. Grundlage der Betrachtung sind regionalisierte Klimaprognosen.
Hauptziel des Vorhabens ist es, Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt ausgewählter repräsentativer Biotope quantitativ zu prognostizieren. Aus den Standortveränderungen sollen Aussagen über die zukünftige Vegetationsentwicklung und Konsequenzen der prognostizierten Entwicklungen für den Naturhaushalt und den Naturschutzwert der Untersuchungsgebiete abgeleitet werden.
Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel vor allem den Wasserhaushalt von Standorten verändert. Vermutlich werden Biotope mit ausgeglichenem Wasserhaushalt auf tiefgründigen Böden weniger stark betroffen sein. Im Gegensatz dazu sind in flachgründigen, relativ trockenen Biotopen ohne Grundwassereinfluss oder Feuchtgebieten mit kleinem Einzugsgebiet ohne Fließgewässeranbindung tiefer greifende Veränderungen zu erwarten. Da Messdaten zum Bodenwasserhaushalt in der Regel nicht zur Verfügung stehen, müssen mit Hilfe von Wasserhaushaltsmodellen entsprechende Werte (Bodenwassergehalte, Wassersättigung etc.) berechnet werden. Es werden zehn grundwasserferne und zwei grundwasserbeeinflusste Biotope beispielhaft für Baden-Württemberg untersucht. Die Untersuchungsgebiete wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt:
- Sie sollen für die jeweilige Region und das Land Baden-Württemberg typisch und repräsentativ sein.
- Es müssen repräsentative langjährige Klimadatensätze nahegelegener Wetterstationen verfügbar sein.
- Die Gebiete sollen in unterschiedlichem Maß von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. Bei der Auswahl wurden deshalb auch die Ergebnisse die regionalisierten Klimaszenarien für Baden-Württemberg berücksichtigt.
- Für die einzugsgebietsbezogene Modellierung der Feucht-/Nassstandorte müssen flächenhafte Bodendaten der Bodenkartierung des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau oder anderer Quellen (bodenkundliche/hydrologische Forschungsprojekte etc.) vorliegen.
Weiterhin wurde versucht, vegetationsökologisch gut dokumentierte Gebiete zu bearbeiten, um nach Möglichkeit auch auf zeitlich weiter zurückliegende Vegetationsdaten zugreifen zu können. Deshalb wurden bevorzugt Naturschutzgebiete als Untersuchungsgebiete gewählt:
Gebiet |
RP |
Lkr |
Naturraum |
NSG Haigergrund |
S |
TBB |
Tauberland |
NSG Sandhausener Düne |
KA |
HD |
Oberrheintal |
NSG Kaltes Feld |
S |
GP |
Albvorland |
NSG Schönbuch-Westhang |
TÜ |
TÜ |
Schönbuch |
NSG Wonhalde |
TÜ |
RT |
Schwäbische Alb, Mittlere Kuppenalb |
NSG Taubergießen |
FR |
OG |
Oberrheinebene |
NSG Haselschacher Buck |
FR |
FR |
Kaiserstuhl |
NSG Triebhalde |
FR |
TUT |
Donautal |
NSG Feldberg |
FR |
FR |
Schwarzwald Süd |
NSG Buchswald bei Grenzach |
FR |
LÖ |
Hochrhein/Dinkelberg |
NSG Erlenbruch Lichteler Landturm |
S |
TBB |
Tauberland |
NSG Birkenweiher |
TÜ |
FN |
Oberschwaben |
Die Wasserhaushaltsmodellierungen werden in zwei Arbeitsschritten durchgeführt: Bei der Modellierung des Ist-Zustandes wird der Wasserhaushalt der Standorte über einen Zeitraum, der je nach Datenverfügbarkeit die letzten 20 bis 25 Jahre umfasst, berechnet. Eingangsparameter für diese Modellierung sind reale Boden- und Vegetationsdaten eines oder mehrerer Standorte in den Untersuchungsgebieten. Diese Daten wurden im Juni/Juli 2007 erhoben. Weiterhin gehen Höhendaten (Digitale Geländemodelle) sowie Tages-Klimawerte (Niederschlag, Temperatur, Strahlung, Luftfeuchte etc.) von den Gebieten nahegelegenen DWD-Stationen in die Berechnungen ein. Der lange Betrachtungszeitraum von mindestens 20 Jahren ist notwendig, um die Bandbreite der natürlichen Variabilität der Klimafaktoren hinreichend zu berücksichtigen.
Für den zweiten Arbeitsschritt, die Modellierung des Wasserhaushalts in der Zukunft, werden diese Klimadaten entsprechend der prognostizierten regionalisierten Trends des Klimawandels verändert. Diese "angepassten" Klimadaten dienen neben den realen Boden und Vegetationsdaten als Eingangswerte für die Modellierung von Zukunftsszenarien. Mit Hilfe der zeitlich (Tageswerte) und räumlich hoch auflösenden Wasserhaushaltsmodelle können so die prognostizierten Veränderungen der Rahmenbedingungen durch das Klima (Niederschlag, Temperatur) auf den Wasserhaushalt der Standorte "übertragen" werden. Sie sind somit besser fassbar und quantifizierbar.
In der Auswertung werden die rezenten Standorteigenschaften des Ist-Zustandes den prognostizierten Standorteigenschaften gegenübergestellt und die Auswirkungen auf Vegetation und Biotopstruktur untersucht. Aus diesen Ergebnissen können im Anschluss an das Projekt Konsequenzen für den Naturschutz abgeleitet werden.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Werner Konold, Institut für Landespflege. Universität Freiburg